Pressemitteilung vom 12.08.2020
Werden Brunsbüttel, Stade oder Wilhelmshaven das nächste Beirut?
Kritiker der vorgesehenen LNG Terminals in Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven verweisen auf die Katastrophen in Beirut und vor Mauritius und befürchten, dass die Behörden in Deutschland den Sicherheitsaspekten nicht genügend Beachtung im Genehmigungsverfahren schenken.
„Der Energiegehalt eines voll beladenen LNG-Tankers beträgt rund 6 Petajoule. Das ist mehr als hundert Hiroshima-Atombomben. Diese Zahl sollte jedem zu denken geben, der solche „Bomben“ in Brunsbüttel, Wilhelmshafen oder Stade anlanden lassen will.“, sagt Dr. Reinhard Knof von der Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager e.V.
„Gerade haben wir in Beirut erlebt, was ein Unfall mit dem Energiegehalt von 20% einer Hiroshima-Atombombe ausrichten kann. Ein Q-Max-Tanker hat eine Ladung mit dem 500fachen Energiegehalt im Vergleich zur Energiemenge, die in Beirut freigesetzt wurde.“
Zudem verweisen die LNG-Gegner darauf, dass der Schiffsbetreiber der aktuellen Ölkatastrophe vor Mauritius (Mitsui OSK Lines) der Hauptpartner von Uniper für den Bau des LNG-Terminal in Wilhelmshaven ist. Uniper hatte im Mai 2020 verkündet, dass Mitsui mit dem Bau und Charter der schwimmenden Regasifizierungseinheit (FSRU) bereits beauftragt wurde – obgleich Biotope die Realisierung des Projektes erschweren und noch keinerlei Genehmigung vorliegt.
„In Beirut war die Regierung auf die Gefahr nachdrücklich hingewiesen worden. In Deutschland soll die absehbare Katastrophe mit 100 Mio. Euro staatlicher Subventionen erst ermöglicht werden,“ ergänzt Knof.
Hintergrund:
Wie wahrscheinlich es ist, dass es früher oder später durch LNG-Tanker auf der Elbe oder in Wilhelmshafen zu einem katastrophalen Unfall käme, sollten dort LNG-Terminals errichtet werden, kann vielleicht an einigen Ereignissen der letzten Jahre abgeschätzt werden.
– Am 17. März 2007 kam es vor New York zu einer Beinahekatastrophe mit einem Gastanker. Nur wenige Sekunden entschieden über einen Zusammenstoß mit möglicherweise katastrophalen Auswirkungen.
– Als es am 31. März 2014 zu durch eine Methan-Leckage der LNG-anlage an der Williams Northwest Pipeline in Plymouth, Washington zu einer Explosion kam, wurde aus Sorge, die beiden großen Tanks könnten explodieren, im Radius von über 3 km evakuiert. https://www.sightline.org/2016/06/03/williams-companies-failed-to-protect-employees-in-plymouth-lng-explosion/ Die geplanten LNG-Tanks würden deutlich dichter an der Wohnbebauung von Brunsbüttel liegen.
– Zudem gab es die Havarien der “Choapa Trader” im März 2015, der “NYK Olympus” im Juli 2015, der “Yangming Wish” im August 2015, der “CSCL Indian Ocean” im Februar 2016, der “Sandnes” im März 2016 oder der “Hanni” im Dezember 2016.
– Am 17. Januar 2017 lief die 292 m lange „Cape Leonidas“ in der Elbe auf Grund.
– Am 03. Februar 2018 lief eines der weltgrößten Containerschiffe, die „CSCL Indian Ocean“, in der Elbe auf Grund.
– Am 09. Februar 2019 rammte die etwa 400 Meter lange „Ever Given“ eine Fähre in Blankenese, die gerade am Anleger festgemacht hatte. Fähre und Anleger wurden ans Ufer gedrückt.
– Dazu kommen die Schiffskollisionen in den Kanalschleusen Brunsbüttels, zuletzt am 24. Februar 2020 die Kollision eines Tankers mit einem Ersatzleuchtfeuer der Schleuse Brunsbüttel. Diese Häufung von Unfällen wird von den politisch Verantwortlichen ignoriert.
– die Fahrrinne der Elbe ist im Bereich Brunsbüttel und Stade nur 400 m breit, ein Q-Max-Tanker hat eine Länge von 325 m und muss vor Brunsbüttel die Fahrrinne queren, ehe er entladen werden kann.
Der Schiffsbetreiber der aktuellen Katastrophe vor Mauritius (Mitsui OSK Lines) https://www.merkur.de/welt/oelpest-mauritius-tanker-leck-oel-umeweltverschmutzung-urlaubsparadies-zr-90020427.html ist der Hauptpartner von Uniper für das LNG Terminal in Wilhelmshaven und soll jetzt auch das FSRU bauen & chartern https://www.uniper.energy/news/mitsui-osk-lines-und-lng-terminal-wilhelmshaven-unterzeichnen-vertrag-zum-bau-und-charter-eines-lng-terminalschiffs/!
Dazu kommen die Gefahren von Pipelinelecks, „Roll-over“ in den Tanks, „normalen“ Betriebsunfällen, etc..
Wie groß die Fläche wäre, die bei normaler (Spring)Flut durch einen vor Brunsbüttel zerstörten Deich überflutet würde, lässt sich der topographischen Karte entnehmen. https://de-de.topographic-map.com/maps/esd6/Dithmarschen/
Dr. Reinhard Knof
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Hintergrundinformationen und Quellen:
Unfälle und Gefahren durch LNG und Schiffsunglücke auf der Elbe
Auch die EU hat inzwischen den Ernst der Lage erkannt, den die Gefahren durch LNG darstellt: https://minerva.jrc.ec.europa.eu/en/shorturl/minerva/13_mahb_bulletin_no13lngv1
Das Thema ist nicht neu: https://thetyee.ca/News/2017/04/28/How-Safe-is-LNG/
http://www.safetybeforelng.ie/licensing/lngterminal/jerryhavensterminal.htm
Die Zahl der LNG-Unfälle ist groß: http://citizensagainstlng.com/wp/wp-content/uploads/2014/11/Cabrillo-Port-EIR-Appendix-C3_List-of-LNG-Accidents.pdf
– Am 17. März 2007 kam es vor New York zu einer Beinahekatastrophe mit einem Gastanker. Nur wenige Sekunden entschieden über einen Zusammenstoß mit möglicherweise katastrophalen Auswirkungen. https://www.spiegel.de/geschichte/beinahe-katastrophe-in-new-york-city-ein-kapitaen-berichtet-a-1298401.html
– Als es am 31. März 2014 zu durch eine Methan-Leckage der LNG-anlage an der Williams Northwest Pipeline in Plymouth, Washington zu einer Explosion kam, wurde aus Sorge, die beiden großen Tanks könnten explodieren, im Radius von über 3 km evakuiert. https://www.sightline.org/2016/06/03/williams-companies-failed-to-protect-employees-in-plymouth-lng-explosion/ Die geplanten LNG-Tanks würden deutlich dichter an der Wohnbebauung von Brunsbüttel oder Stade liegen.
– Zudem gab es die Havarien der “Choapa Trader” im März 2015, der “NYK Olympus” im Juli 2015, der “Yangming Wish” im August 2015, der “CSCL Indian Ocean” im Februar 2016, der “Sandnes” im März 2016 oder der “Hanni” im Dezember 2016. http://www.hamburg-fuer-die-elbe.de/?tag=havarie
– Am 17. Januar 2017 lief die 292 m lange „Cape Leonidas“ in der Elbe auf Grund. https://www.thb.info/rubriken/single-view/news/risiken-durch-neue-technologie.html
– Am 03. Februar 2016 lief eines der weltgrößten Containerschiffe, die „CSCL Indian Ocean“, in der Elbe auf Grund. https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&ved=2ahUKEwiDs9aly5frAhWKBhAIHSK1DygQFjAIegQIBRAB&url=https%3A%2F%2Fwww.bsu-bund.de%2FSharedDocs%2Fpdf%2FDE%2FUnfallberichte%2F2016%2FUntersuchungsbericht_34_16.pdf%3F__blob%3DpublicationFile%26v%3D1&usg=AOvVaw0opYqkf9Xj-UYH3kR2ZHTt
– Am 09. Februar 2019 rammte die etwa 400 Meter lange „Ever Given“ eine Fähre in Blankenese, die gerade am Anleger festgemacht hatte. Fähre und Anleger wurden ans Ufer gedrückt. http://www.hamburg-fuer-die-elbe.de/?tag=havarie
– Dazu kommen die Schiffskollisionen in den Kanalschleusen Brunsbüttels, zuletzt am 24. Februar 2020 die Kollision eines Tankers mit einem Ersatzleuchtfeuer der Schleuse Brunsbüttel. Diese Häufung von Unfällen wird von den politisch Verantwortlichen ignoriert. https://hansa-online.de/2020/02/featured/146248/tanker-beschaedigt-bei-kollision-suedschleuse-in-brunsbuettel/
– die Fahrrinne der Elbe ist im Bereich Brunsbüttel und Stade nur 400 m breit, ein Q-Max-Tanker hat eine Länge von 325 m und muss vor Brunsbüttel die Fahrrinne queren, ehe er entladen werden kann. (s. auch https://www.buergerbeteiligung-lng-brunsbuettel.de/wp-content/uploads/2019/03/4.-HG_GLNG_Safety_HG_200219_Pre_public_200219-closed-1.pdf )
Der Schiffsbetreiber der aktuellen Katastrophe vor Mauritius (Mitsui OSK Lines) https://www.merkur.de/welt/oelpest-mauritius-tanker-leck-oel-umeweltverschmutzung-urlaubsparadies-zr-90020427.html ist der Hauptpartner von Uniper für das LNG Terminal in Wilhelmshaven und soll jetzt auch das FSRU bauen & chartern https://www.uniper.energy/news/mitsui-osk-lines-und-lng-terminal-wilhelmshaven-unterzeichnen-vertrag-zum-bau-und-charter-eines-lng-terminalschiffs/!
Dazu kommen die Gefahren von Pipelinelecks, „Roll-over“ in den Tanks, „normalen“ Betriebsunfällen, etc..
Weitere Links:
https://www.oregonlive.com/pacific-northwest-news/2014/03/4_injured_200_evacuated_after.html
Dr. Reinhard Knof, Klimabündnis gegen LNG: „Wirtschaftlichkeit eines LNG-Terminals in Brunsbüttel“ https://www.buergerbeteiligung-lng-brunsbuettel.de/wp-content/uploads/2019/02/3.-RK_WirtschaftlichkeiteinesLNG-TerminalsinBrunsb%C3%BCttel20.02.2019.pdf
https://valleygreenspace.files.wordpress.com/2015/10/havens-and-venart-ferc-jce-deis-comment.pdf
https://pdfslide.us/download/link/cabrillo-port-eir-appendix-c3-list-of-lng-accidents
LNG-Unfall vor Kertsch https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/vor-krim-kueste-20-tote-nach-schiffsbrand-in-meerenge-von-kertsch-befuerchtet/23893184.html
Energiegehalt eines Q-Max-Tankers
Ein Q-Max-Tanker transportiert bis zu 266.000 m³ Methan https://de.wikipedia.org/wiki/Nakilat_Q-Max-Klasse
LNG hat einen Energiegehalt von 50 MJ/kg und ca. 450 kg/m³
Die Dichte von Flüssigerdgas liegt bei ca. 450kg/m3. Zusammen mit dem Heizwert von 50 MJ/kg von Methan (dem Hauptbestandteil) ergibt sich eine volumetrische Energiedichte von ca. 22 MJ/l
https://www.energie-lexikon.info/fluessigerdgas.html
266.000 m³ * 450 kg/m³ = 119.700.000 kg (Methan)
119.700.000 kg (Methan) * 50.000.000 J/kg = 5,985 * 10e15 J
1kT (Kilotonne TNT) = 4,184 *1012J https://de.wikipedia.org/wiki/TNT-%C3%84quivalent#TNT-%C3%84quivalent_von_Explosivwaffen
Die Hiroshima-Atombombe hatte (berechnet) 13,4 kT https://de.wikipedia.org/wiki/Hiroshimabombe
13,4 * 4,184 * 10¹² J = 5,61 * 10e13 J
5,985 * 10e15 J (Energiegehalt eines vollbeladenen Q-Max-Tankers) :
5,61 * 10e13 J (berechnete freigesetzte Energie der Hiroshima-Atombombe) = 106,7
Der Energiegehalt eines vollbeladenen Q-Max-Tankers liegt bei über dem 100-fachen der bei der Hiroshima-Atombombe freigesetzten Energie.
13.08.2020
Dr. Reinhard Knof
Am Holm 17
24326 Nehmten