Pressemitteilung 22.11.2024
15 Jahre Konsens beendet


Mit der gestrigen Entscheidung der Landtagsmehrheit von CDU und Grünen mit Unterstützung der
FDP wurde 15 Jahre politischer Konsens gegen CCS beerdigt. „Die CDU hat ihre bisherige Haltung
gegen CCS auch damit begründet, dass sie damit an der Seite der Menschen in Schleswig-Holstein
steht. Jetzt hat sie sich mit ihrem Koalitionspartner und der FDP gegen die Menschen und die
Kommunen entschieden“, sagt Dr. Reinhard Knof, Vorsitzender der vor 15 Jahren gegen die
geplanten CO2-Endlager in Schleswig-Holstein gegründeten Bürgerinitiative gegen CO2-Endlager.
Die Behauptung der CDU, CCS sei „gut erforscht, machbar und eingrenzbar“, ist nachweislich
falsch. Vor 15 Jahren waren die Befürchtungen von Salzwasserleckagen, CO2-Austritten und CO2-
Pipelineexplosionen zwar gut begründet, aber noch Theorie. Inzwischen ist nachgewiesen, dass
rund 10% aller industriellen CO2-Deponien Salzwasser- und CO2-Leckagen verursacht haben.
CO2-Pipelinexplosionen in den USA sind inzwischen ebenso dokumentiert, wie die Leckage der
Erdgaspipeline von Stade über Bützfleth in diesem Jahr, bei der 60.000 m³ Erdgas entwichen sind
und abgefackelt werden mussten. Die selbe Menge CO2 wäre geeignet, hunderte oder tausende
Todesfälle zu verursachen. Die Erdgaspipeline von Brunsbüttel nach Hetlingen wurde noch vor
Inbetriebnahme sabotiert, und das Sabotagerisiko steigt weiter an.


Die Kommunen werden von der Landespolitik dabei vor eine nicht lösbare Aufgabe gestellt. Für die
Sicherung des Katastrophenschutzes der auch durch Schleswig-Holstein geplanten CO2-Pipelines
sind weder die Feuerwehren, noch die Rettungsdienste ausgerüstet. Zuschüsse gibt es nicht für die
Kommunen, deren Finanzen weiter ausbluten, sondern nur für CCS-Projekte, an denen sich die
Bundesländer mit 30% beteiligen müssen.

Den Kreisen und Gemeinden bleibt jetzt nur noch, einen „Raumwiderstand“ zu schaffen, indem sie
sich zu „CCS-freien“ Gemeinden und Kreisen erklären. „Wie in dem Widerstand gegen Fracking in
Schleswig-Holstein in den Jahren 2013-2016, als sich der weit überwiegende Teil der Gemeinden in
Schleswig-Holstein zu „frackingfreien“ Gemeinden erklärt hatten und damit wesentlich zum Ende
von Habecks Frackingplänen beitrugen, kann jetzt auch dieser Wahnsinn auf kommunaler Ebene
gestoppt werden,“ ist Knof überzeugt. „Die Vorlagen für die Resolution finden sich auf unserer
Homepage“. Erste Gemeinden und der Kreis Nordfriesland sind schon „CCS-frei“.


Hintergrund:

CCS ist laut IPCC die teuerste, ineffektivste und eine bisher nicht zur Verfügung stehende Technik.
Über 10% der industriellen CO2-Endlager weltweit hatten eine Salzwasser- sowie eine CO2-
Leckage. https://www.nprillinois.org/illinois/2024-09-13/adm-carbon-sequestration-project-
violated-safe-drinking-water-act-per-epa
(CO2)-Pipelines sind nicht sicher. In Deutschland gab es erst dieses Jahr ein Leck an der neuen
Erdgasleitung von Stade über Bützfleth, bei der 60.000 m3 Erdgas abgefackelt werden mussten.
https://www.tageblatt.de/Nachrichten/20-Meter-hohe-Flamme-In-Buetzfleth-werden-60000-m-Gas-
abgefackelt-384480.html Dieselbe Menge CO2 könnte vielen Menschen den Erstickungstod
bringen. Der Vorfall zeigt, dass auch neue Pipelines in Deutschland nicht sicher sind.
Die Überwachung selbst der Vorzeige COP2-Deponien funktioniert nicht. Für Sleipner wurden vier
Jahre lang weit überhöhte Mengen an CO2 ausgegeben, was weder der Betreiberin, noch der
Aufsichtsbehörde auffiel. https://www.desmog.com/2024/10/28/norways-equinor-admits-it-over-
reported-amount-of-carbon-captured-at-flagship-project-for-years/
Die Kreise sind für den Katastrophenschutz verantwortlich, können diesen aber für CO2-Endlager
oder -Pipelines überhaupt nicht leisten, denn dafür benötigen sie elektrisch betriebene Fahrzeuge
und Atemschutz für jeden Kameraden. Verbrennungsmotoren „ersticken“ in CO2-Wolken.
https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/moenchengladbach-mehr-als-hundert-verletzte-
nach-gas-unfall-3754936.html
CCS funktioniert nicht zur Vermeidung von CO2. Alle 12 von der EU geförderten CCS-Projekte
sind gescheitert, wie der Europäische Rechnungshof 2018 feststellte. https://www.eca.europa.eu/de/
publications?did=47082
Auch weltweit ist CCS von gescheiterten Projekten gekennzeichnet.
https://ieefa.org/resources/carbon-capture-has-long-history-failure
https://energyandpolicy.org/department-of-energy-analysis-says-coal-carbon-capture-project-would-
emit-more-greenhouse-gases-than-it-stores/ https://www.desmog.com/2023/09/25/fossil-fuel-
companies-made-bold-promises-to-capture-carbon-heres-what-actually-happened/
https://ieefa.org/wp-content/uploads/2022/03/Gorgon-Carbon-Capture-and-Storage_The-Sting-in-
the-Tail_April-2022.pdf
Selbst das Vorzeigeprojekt an der Zementfabrik in Breivik, sollte es je gebaut werden, würde die
CO2-Emissionen nicht vermeiden, sondern höchstens halbieren. https://www.man-es.com/company/
press-releases/press-details/2021/12/17/first-large-scale-co2-capture-plant-in-cement-production-
halves-emissions Klimaneutralität von Industrieprozessen ist mit CCS weder möglich, noch
beabsichtigt.
Eine aktuelle Studie zu den „Vorzeige“-Deponien in Norwegen zeigt die erheblichen Probleme
sowie fehlende Vorhersagbarkeit und Übertragbarkeit von Erkenntnissen der Deponieeigenschaften
auf.
https://ieefa.org/resources/norways-sleipner-and-snohvit-ccs-industry-models-or-cautionary-tales
Das Einbringen von Millionen Tonnen CO2 in den Untergrund Jahr für Jahr könnte zu Auftrieb und
Erdbeben führen, ähnlich dem Vorfall vom 22. November 2022 in Alberta, Kanada. Bereits seit
2015 ist aus den USA bekannt, dass das Verpressen von Flüssigkeiten Erdbeben auslöst. Das
gefährdet CO2-Endlager, die Nordsee und Inseln sowie die Menschen in Schleswig-Holstein, da die
Gebäude und Infrastruktur nicht auf Erdbeben der Stärke 6,5 und mehr ausgelegt sind.
https://agupubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1029/2023GL102940
https://www.science.org/doi/10.1126/science.aab1345


Der Wasserbedarf von CCS wäre in Deutschland vergleichbar hoch, wie der vom UBA angegebene
Wasserbedarf der Landwirtschaft. Wasser ist jetzt bereits ein knappes, umkämpftes Gut und steht
auch in Deutschland nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung.
Erhöhte Wasserentnahme aus dem Untergrund kann zu Bodenabsenkungen führen.
Die Industrie hat bisher außer Lippenbekenntnissen nicht viel zur Treibhausgasreduktion zu bieten.
Selbst die Initiative aus dem Jahr 2017 zur Methanverlustreduktion, die sich sogar wirtschaftlich
gerechnet hätte, ist gescheitert. https://reports.shell.com/sustainability-report/2017/our-
performance-and-data/emissions-and-flaring/managing-methane-emissions.html
Daher sind andere Methoden zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen jetzt zu nutzen, wie
Kreislaufwirtschaft und natürliche Senken, die schnell zur Verfügung stehen könnten.


Es verwundert ohnehin, wie viel Energie und Geld in die „Vermeidung“ der letzten 5% CO2-
Emissionen (nicht Treibhausgasemissionen, die durch LNG wegen der hohen Methanleckagen
sogar insgesamt deutlich ansteigen) gesteckt werden, während die restlichen 95% nur verhalten
angegangen werden. https://www.cdu.ltsh.de/suche.html?keywords=ccs&x=0&y=0


Dr. Reinhard Knof
Am Holm 17
24326 Nehmten
0162-1389223