(CCS – Carbon Capture and Storage = die Abscheidung, Transport,
Verpressung und Endlagerung des Treibhausgases CO2/Kohlendioxid)
Die Bundesregierung wird nach der Sommerpause wieder über die Änderung der
Kohlendioxid-Speichergesetzes (KSpG) beraten. Künftig soll es erlaubt sein, unter
dem Meeresboden der Nordsee CO2 zu verpressen. Durch die „Opt-in Klausel“ wird
es den Ländern ermöglicht selber zu entscheiden, ob sie CO2 unter Land verpressen
wollen. Außerdem ist vorgesehen, ein ca. 4600 Kilometer langes CO2- Pipelinenetz
quer durch Deutschland zu bauen, auch mitten durch Schleswig-Holstein. Das
Bundeswirtschaftsministerium/BMWK plant den Neubau von ca. 20 neuen
Gaskraftwerken, die CCS-ready sein sollen (also mit CO2-Abscheidung). Hier soll
auch “Blauer Wasserstoff“ (= Grauer Wasserstoff aus fossilen Brennstoffen + CCS)
verwendet werden.
Hier der CCS-Faktencheck:
1.) Die CCS-Technik ist teuer, ineffizient, energieintensiv, verbraucht große Mengen Wasser
und ist weitgehend unerprobt – somit ökologisch, wirtschaftlich und klimapolitisch ein
gefährlicher Irrweg.
CCS – Betrieb ist sehr energieaufwändig und benötigt 35-40% mehr Energie für
die Stromerzeugung. Dementsprechend erhöht sich auch der Ausstoß von CO2.
CCS benötigt 5-13 m³ Wasser pro abgeschiedene Tonne CO2. Das entspricht für
Deutschland in der Summe der geplanten CO2-Abscheidemengen in etwa dem
Wasserverbrauch der hiesigen Landwirtschaft.
CO2 ist nicht sicher endzulagern, da es im Untergrund durchlässige
Deckschichten gibt. Das CO2 kann auf Grund des hohen Drucks nach oben
entweichen. Wer kann die Dichtigkeit für 1 000 Jahre garantieren?
CO2 Verpressung mit hohem Druck (bis zu 1000 bar) löst leichte und
mittelschwere Erdbeben aus. Es entstehen geologische Verwerfungen, durch die
das CO2 nach oben entweichen kann.
Ein engmaschiges Monitoring ist unmöglich, denn der hohe Verpressungsdruck
kann sich in einem Radius von 50 bis 100 km ausbreiten.
2.) Der IPCC /Weltklimarat hat in seinem sechsten Sachstandsbericht 2021/2022/AR6
darauf hingewiesen, dass CCS, CCU und BECCS die teuersten Optionen der
Dekarbonisierung von Industrie und Energiewirtschaft sind und zudem das geringste
Wirkungspotential haben. Er betont die Gefahren, die entstehen, wenn Regierungen und
Industrie auf CCS setzen. Er betont die Wichtigkeit zur sofortigen, dringenden und
drastischen Reduzierung der CO2-Emissionen
3.) CCS unter dem Meeresboden gefährdet das sensible Ökosystem der Nordsee und das
UNESCO-Welterbe Wattenmeer. Dabei ist die industrielle Nutzung der Nordsee schon
jetzt zu hoch.
Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der EU verpflichtet dazu, den Zustand
der Meere zu verbessern. Deutschland verfehlt die Grenzwerte ständig.
Die Überwachung der Endlagergebiete erfolgt mit Schallkanonen mit
extremer Lautstärke, die Gehör und Orientierung der Meeressäuger
schädigen.
Der salzwasserführende Sandstein/Saline Aquifere (1Liter Wasser/ca.300g
Salz) enthält nur wenige Mineralien, an die das CO2 sich andocken kann.
Das CO2 kann sich nur zu einem geringen Teil verfestigen und bleibt deshalb
dauerhaft weitgehend mobil.
Im Boden der Nordsee gibt es über 15.000 Bohrlöcher, die zum großen Teil nicht
ordnungsgemäß abgedichtet sind.
Wird CO2 mit großem Druck in den Untergrund verpresst, verdrängt es
Formationswasser. Dieses enthält radioaktive Substanzen, Schwermetalle und stark
sauerstoffzehrende organische Verbindungen. Diese organischen Verbindungen
sowie wieder austretendes CO2 führen zu Sauerstoffmangel und Versauerung im
Sediment der Nordsee und gefährden alles Leben im Wasser und das Wattenmeer.
Es gibt derzeit weltweit kein einziges funktionierendes CO2-Endlager. Im
„Vorzeigeprojekt“ Sleipner/Norwegen ist das CO2 in höhere Schichten aufgestiegen,
als es die Modelle der Geologen vorhergesagt haben.
4.) CCS unter dem Festland
Die Verpressung von CO2 unter Land gefährdet die Trinkwasser-Versorgung der
Bevölkerung durch Kontaminierung oder Versalzung Süßwasser führender
Grundwasserschichten.
Leckagen können zu erhöhter Konzentration von CO2 in der Bodenluft der oberen
Erdschichten führen, die Wurzelatmung der Pflanzen unterbinden und somit zu einem
Absterben führen (Studie UBA 2009).
Es ist nicht auszuschließen, dass CO2 aufgrund des hohen Verpressungsdrucks an
die Erdoberfläche entweichen kann.
5.) CCS ist gesundheitsgefährdend und lebensbedrohlich
CO2 verdrängt den Sauerstoff und lagert sich auf dem Boden ab. Man kann es nicht
sehen und nicht riechen. Befindet man sich in der Nähe eines CO2-Austritts, kommt
es zu Übelkeit, Schwindel, Bewusstlosigkeit und Koma. Kommt Hilfe zu spät, endet
es tödlich.
6.) Der Bau von CO2 -Pipelines bringt einen hohen Landverbrauch mit sich. Die Enteignung
von Landbesitz ist im KSpG vorgesehen. Die Gefährdung der Bevölkerung entlang der
geplanten CO2-Pipelines ist bei Leckagen durch technisches Versagen oder durch
Sabotage nicht auszuschließen. (s. Punkt 5)
7.) Wir brauchen Investitionen für CO2-freie Produktionsprozesse, statt Milliarden für CCS.
8.) Wem nützt CCS? CCS ist greenwashing und erlaubt den fossilen Konzernen, ihr
klimaschädliches Geschäftsmodell für weitere Jahrzehnte zu betreiben. Die Energie-
Konzerne haften nur für wenige Jahrzehnte.
9.) Wer haftet und trägt die Verantwortung für Schäden und deren Regulierung? Die
Allgemeinheit und die Steuerzahler.
Wie retten wir das Klima? Wie retten wir uns? Keine Verschwendung von
Subventionen mehr in fossile Infrastruktur, sondern alle Subventionen für
Erneuerbare Energie und Energieeffizienz. Sofortige drastische Reduzierung der
CO2-Emissionen. Nutzung und Schaffung natürliche CO2-Senken wie z.B. Moore,
Wälder, Seegraswiesen. Saubere Meere und eine intakte Umwelt als Lebensraum
und Nahrungsgrundlage für Mensch und Natur sind entscheidend für das Überleben
der Menschheit. Wir alle stehen vor einer großen, globalen und
gesamtgesellschaftlichen Herausforderung.
CCS ist ein Angriff auf die Lebensgrundlagen von Menschen und Natur wie sauberes
Trinkwasser, Luft zum Atmen, intakte Meere und Umwelt! Wasser ist ein
Menschenrecht! CCS ist eine Ewigkeitslast für alle nachfolgenden Generationen!
In Verantwortung für künftige Generationen werden wir den Widerstand gegen CCS
fortsetzen und fordern 100% Erneuerbare Energie!